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Leseprobe:

Grenzüberschreitungen

 

Leseprobe (Rede von György Sebestyén anläßlich ihres Geburtstages 1987):

Gertrud Fussenegger, eine halbe Alemannin, verbrachte die ersten Jahrzehnte ihres Lebens in Böhmen, in Galizien, in Vorarlberg, in Bayern: in jener Mitte Europas, die den Spannungen der Zeit am stärksten ausgesetzt war. Die Kräfte des Auseinanderstrebens wirkten hier ebenso heftig wie die Versuche, Einheit und Ordnung im Überschwang einer deutschen Diktatur wiederherzustellen. Was aber war wirklich Ordnung? Das Alte? Das Neue? War das Neue, der nationale Sozialismus, zu begrüßen oder zu bekämpfen? Die Antwort lag im Gesetz des Humanen. Im Rückblick schreibt Gertrud Fussenegger: "Alles, was ich an Literatur hervorgebracht habe, umkreist im Grunde ein Thema: die Spannung zwischen Ordnung und Unordnung, Gesetz und Chaos." Wer so denkt, kennt das Maß. Voraussetzung seiner geistigen Haltung, die die mörderische Dialektik der Zeit nicht umgeht, sondern durch Darstellung zu überwinden trachtet, ist die Überzeugung und noch mehr der Glaube an die Existenz einer begreifbaren und erreichbaren Ordnung wenigstens der ästhetischen Form. In den Begriffen "Ordnung" und "Gesetz" tritt ein Ideal zutage, das sich zu den Moden der Zeit etwa in der Art verhält wie das Strahlen der Sonne zum Licht der Scheinwerfer, die man nach Belieben ein- und ausschalten kann.

Redaktion: Alexandra Linder M.A. und Michael Ragg

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